Nach ungefähren Schätzungen des Umweltministeriums belaufen sich allein die Schäden durch Luftverschmutzung auf mehr als 23 Milliarden Euro. Dazu zählen Schäden von 20 Millionen Euro durch Waldbrände sowie mehr als eine Million Euro durch die Verbrennung von Erdölprodukten. Aufgrund von Bränden kommt es ebenfalls zu Luftverschmutzungen, die einem Schaden von mehr als 100.000 Euro entsprechen. Beim Boden entfallen 20 Milliarden Euro auf Schäden infolge von Vermüllung. Die Schädigungen durch Verschmutzung summieren sich auf mehr als 300 Millionen Euro. Die Bewältigung dieses Biozides wird Jahrzehnte dauern. Die aus dem Angriffskrieg resultierenden Umweltschäden sind nahe der Frontlinien, also dem vorläufigen Grenzverlauf zwischen der Ukraine und Russland, am sichtbarsten. Unter ihnen leidet jedoch nicht nur die Ukraine, sondern alle europäischen Länder sind betroffen. Die ukrainische gemeinnützige Organisation Save Dnipro, die sich für eine saubere Umwelt einsetzt, sammelt Informationen rund um die Umweltverbrechen im ganzen Land. Ihren Untersuchungen zufolge sind Raketenangriffe Russlands die häufigste Ursache für die Umweltzerstörung in der Ukraine. Der russische Beschuss wirkt sich ebenfalls auf Felder in der Ukraine aus, die für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden. Die fruchtbare Schicht des Schwarzerdebodens wird vor allem durch den Einsatz von Granaten geschädigt. Auch durch Beschuss ausgelöste Wald- und Feldbrände beeinträchtigen das Ökosystem. In der Ukraine wurden allein 1.682 Brände registriert, die 49.925.499 Tonnen Schadstoffe in die Atmosphäre entließen und Schäden von etwa fünf Millionen Euro verursachten. Brände von Ölprodukten Emissionen 499.473 Tonnen
Umfang 144.251 Tonnen
Schaden mehr als 50.000 Euro Waldbrände Emissionen 43.499.090 Tonnen
Umfang 60.278 Hektar
Schaden 4.000.000 Euro  Verbrennen anderer Gegenstände Emissionen 5.926.937 Tonnen
Umfang 7.470 Hektar
Schaden mehr als 500.000 Euro Die meisten Brände brechen entlang der Front aus, wie auf der Onlinekarte zu sehen ist. Daraus resultieren Emissionen von Ruß, Staub, giftigen Gasen und Kohlendioxid in die Atmosphäre. Sie verschmutzen die Luft nicht nur lokal, sondern auch regional und landesweit. „Der ständige Beschuss in Bachmut belastet die gesamte Region Donezk“, sagt Anastasija Skok, die Leiterin von Save Dnipro. Auffällig ist auch die Umweltgefährdung durch Verbrennungs- und Zerfallsprodukte aus den Sprengköpfen der Raketen. Um zu zeigen, wie groß, hat Save Dnipro berechnet, dass allein an einem Tag im April etwa 23 Tonnen giftige Substanzen durch die Explosion russischer Raketen freigesetzt wurden. Auch zerstörte militärische Ausrüstung belastet die Umwelt. So berechnete die staatliche Umweltinspektion der Ukraine etwa 49.467 Tonnen Emissionen und 450.266 Tonnen Abfall aus 24.094 zerstörten Ausrüstungsgegenständen. „Wenn ein zerschossener Panzer im Fluss versinkt, gelangen giftige Stoffe ins Wasser. Durch die Vermischung von Oberflächen- und Grundwasser wird das Trinkwasser kontaminiert“, sagt Anastasija Skok. Ein weiteres Problem ist die Verschmutzung durch Schutt. In der Ukraine wurden nach Angaben des Ministeriums für Gemeindeentwicklung, Territorien und Infrastruktur mehr als 170.000 Wohngebäude durch den Krieg zerstört. Ihre Überreste müssen entsorgt werden. Die Kampfhandlungen auf dem Territorium der Ukraine wirken sich ebenso auf das Ökosystem der Nachbarländer aus. Am meisten leiden das Klima und die Natur Russlands, dessen Gebiete an die Front grenzen. Der massive Beschuss der westlichen Regionen der Ukraine betrifft vor allem Polen, aber auch Rumänien, die Slowakei und Ungarn. „Die Emissionen vom Feuer, das am Ort eines Raketenangriffs ausbricht, alle brennbaren Substanzen, gelangen in die Atmosphäre, nach Polen und in andere Nachbarländer. Polen verzeichnet an seinen Grenzüberwachungsstellen bereits eine Zunahme von Aschepartikeln und Feinstaub in der Nähe der Gebiete, in denen kürzlich massiver Beschuss stattfand. Das alles gelangt auch nach Europa. Auch Emissionen aus anderen Teilen der Ukraine können vom Wind weggeweht werden“, sagt Anastasija Skok von Save Dnipro. Was die Beseitigung der Schäden anbelangt, ist laut Experten zunächst Feldforschung geplant. Derzeit wird in den besetzten Gebieten ein entsprechendes Konzept entwickelt. „Es basiert auf den Problemen, die durch den Konflikt entstanden sind, und denen, die bereits vor dem Krieg bestanden. Wir dürfen nicht in den Vorkriegszustand zurückkehren, wir müssen weitermachen. Zum Beispiel gab es in einem befreiten Dorf schon vor dem Angriffskrieg eine Müllkippe, verschmutztes Wasser, schlechte Klärgruben und so weiter. All diese Probleme werden mit lokalen Behörden und Anwohnern diskutiert und in einem Konzept festgehalten, auf dessen Grundlage ein Aktionsplan entwickelt wird“, sagt Anastasija Skok. Laut Experten wird es mindestens zehn Jahre dauern, bis sich die Natur vom Krieg erholt hat.