„Egal wie viele russische Soldaten dorthin getrieben werden, wir werden kämpfen. Wir werden uns verteidigen. Wir werden dies täglich machen. Wir werden nichts Ukrainisches aufgeben und wir wollen nichts von anderen erobern“, erklärte Wolodymyr Selenskyj am Abend des 18. April. Den Beginn der groß angelegten Schlacht kommentierte auch die britische Botschafterin in der Ukraine Melinda Simmons auf Twitter: „Der Kampf um den Donbass hat angefangen. Die Ukraine kämpft nicht darum, Russland Territorium wegzunehmen. Die Ukraine kämpft für das Recht, auf ihrem Territorium friedlich zu leben. Die Ukraine kämpft für das Recht auf Leben.” Am 29. März gab der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu bekannt, dass der erste Teil der Militäroperation abgeschlossen sei und sich die russischen Truppen auf die „Befreiung“ des Donbass konzentrieren sollten. Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte verlegt die russische Armee Ausrüstung und Soldaten aus den zentralen und östlichen Regionen Russlands in die Ukraine und führt Angriffe in verschiedene Richtungen durch. Charkiw Oblast Der Beschuss von Charkiw und seiner Umgebung hört nicht auf. Nach Angaben des Leiters der regionalen Stadtverwaltung Charkiws, Oleg Sinegubow, beschießen russische Truppen intensiv Wohngebiete in der Stadt. Dafür verwenden sie mehrere Startraketensysteme aus einer Entfernung von 35-40 km. Infolge des Beschusses vom 18. bis zum 19. April wurden drei Menschen getötet und 16 weitere verletzt, darunter ein 14-jähriges Kind. Luhansk Oblast Wegen des lang anhaltenden intensiven Beschusses ist aktuell fast die gesamte Region Luhansk ohne funktionierende Stromversorgung. Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte der Ukraine versuchte die Russische Armee mehrere Offensiven durchzuführen. Betroffen waren unter anderem das Dorf Suligovka in der Gegend um Izyum. Russische Truppen begannen auch mit Angriffen auf die Städte Rubizhne und Severodonezk. Diese konnten von ukrainischen Streitkräften abgewehrt werden. Infolge der Kampfhandlungen wurden etwa 130 verwundete Soldat:innen der Russischen Armee in das örtliche Krankenhaus in der Stadt Novoaidar gebracht. Am Morgen des 20. April wurden mehr als 60 Einwohner:innen aus Rubizhne, Lisichansk und Severodonezk evakuiert. Donezk Oblast Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte der Ukraine beschießen in Richtung Donezk und Taurid russische Truppen weiterhin die vorderen Stellungen der ukrainischen Armee. Die Angriffe auf die Dörfer Kreminna, Torske und Zelenaja Dolina wird ebenfalls fortgesetzt. In der Nähe der Stadt Maryinka konnten ukrainische Truppen die Kontrolle über ein Wohngebiet zurückerlangen. Die Kämpfe in der Gegend gehen weiter. Mariupol Die Russische Armee konzentriert ihre Kräfte auf die Eroberung der Stadt Mariupol und setzt ihre Offensive im Gebiet des Asow-Stahl Werks fort. Der Stadtrat von Mariupol berichtete, dass das russische Militär am 18. April schwere Bomben über dem Gelände des Werks abgeworfen habe, auf dem sich zur Zeit mindestens 1.000 Zivilist:innen unterirdisch versteckt halten würden. Der ukrainische Geheimdienst erklärte, das Ziel der russischen Aggressoren sei es, das Werk von Asow-Stahl dem Erdboden gleichzumachen. Über der Anlage werden schwere Luftbomben vom Typ FAB-1500 und FAB-3000 abgeworfen. Das Gewicht einer dieser Bomben beträgt 3.000 Kilogramm, 1.400 davon sind Sprengstoff. Die Situation in Mariupol bleibt sehr angespannt. Die Ombudsfrau für Menschenrechte der ukrainischen Regierung Lyudmila Denisova berichtet, dass russische Truppen seit dem Beginn der Blockade Mariupols Anfang März keinen einzigen humanitären Konvoi mit Nahrungsmitteln und Medikamenten der Ukraine oder von internationalen Organisationen einreisen ließen. Nach Angaben des Bürgermeisteramtes verbleiben etwa 100.000 Zivilist:innen in der Stadt, weitere 50 in den umliegenden Dörfern. Am 20. April konnten in vier Bussen Kinder, Frauen und alte Menschen aus Mariupol evakuiert werden. Die Evakuierung wird am 21. April weiter fortgesetzt, so die Mininsterin für Wiedereingliederung Irina Wereschtschuk. Die Eroberung des Donbass ist auch für die Propaganda Russlands äußerst Wichtig. Auf diese Weise kann das russische Kommando frühere Niederlagen rechtfertigen und erklären, dass der Zweck der “Spezialoperation” erreicht wurde.