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Parallelen zum Ersten Weltkrieg

Endloser Kampf um Bachmut

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Artillerie. Sehr viel Artillerie. So kann man den Kampf um Bachmut beschreiben. Die Zahl der eingesetzten Geschütze ist außerordentlich hoch, die von ihnen verursachte Zerstörung von Bachmut und den umliegenden Orten ist enorm. Die russische Wagner-Gruppe ist nun auch in erste Häuserkämpfe verwickelt. Es ist ein Kampf um jedes Haus, um jede Straße, um jeden Meter.

Dieser hohe Einsatz für einen geringen Geländegewinn, darauf weisen immer mehr Militärexpert:innen hin, ähnelt am ehesten dem Ersten Weltkrieg. Erste Vergleiche mit der Schlacht um Verdun werden gezogen. Auch dort hatte die französische Armee eine Festung errichtet und gegen eine überlegene deutsche Streitmacht relativ lange standgehalten. Die Deutschen gewannen die Schlacht und verloren den Krieg. Derzeit rücken auch in Bachmut eher die Wagner-Söldner vor. Erste Außenbezirke von Bachmut sind umkämpft.

Auf die Artillerie folgt Infanterie. Auch hier ist der Einsatz der russischen Seite enorm. Bei einem militärischen Angriff müssen die Truppen der angreifenden Seite zahlenmäßig etwa drei- bis viermal stärker sein als die des Verteidigers, um Fortschritte zu erzielen. Russische Soldaten und Journalisten berichten bereits, wie hoch die russischen Verluste sein müssen. Gefallene Soldaten werden derzeit aber relativ schnell ersetzt, von Wagner auch mit Gefängnisinsassen, die ihre Freiheit verdienen können, wenn sie sechs Monate an der Front kämpfen. 

Die russische Mobilmachung verlief zwar chaotisch und nicht immer ohne Zwangsmaßnahmen, aber sie erfüllt derzeit ihren Zweck: den Nachschub an Truppen zu gewährleisten.

Strategisch bedeutsam oder bloßes Symbol?
Beide Seiten betonen ihre Stärke. Der Sprecher des ukrainischen Oberkommandos, Serhii Cherevatyi, teilte mit, dass die jüngste russische Offensive keinen Wendepunkt im Schlachtgeschehen herbeiführe. Bachmut bleibe „unter ukrainischer Kontrolle“. Die Wagner-Armee schickt zwar kleinere Einheiten in die Stadt, diese würden sich dort aber nicht halten können.

Die Nachrichtenagentur Reuters meldet, dass der russische Beschuss der Stadt zugenommen hat, und zitiert Wolodymyr Nazarenko vom ukrainischen Swoboda-Bataillon mit dem Satz: „Die Stadt ist eine Festung, jede Position und jede Straße dort, fast jedes Gebäude, ist eine Festung.“ Das erinnert tatsächlich an den französischen Schlachtruf von Verdun: „Sie werden nicht durchkommen!“

Das russische Verteidigungsministerium vermeldet hingegen, dass nördlich von Bachmut liegende Krasna Gora eingenommen zu haben. Bachmut ist weniger von strategischer Bedeutung, sondern hat einen hohen symbolischen Wert. Russland braucht einen Erfolg. Die Welt spricht seit Wochen über Bachmut und Russland kommt seit Wochen nicht voran. Durch die Eroberung der Stadt würde Russland jedoch die Straßen und damit die Nachschubwege nach Kramatorsk und Slowjansk einnehmen.

Autor:innen

studierte Politikwissenschaft und gründete 2022 KATAPULT Ukraine

Veröffentlichungen:
Die Redaktion (Roman)

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