Wo haben Sie gelebt, als die russische Invasion begann?
Ich hatte meine eigene Wohnung in Dnipro, wo ich seit 15 Jahren gelebt habe. Mein zwölfjähriger Sohn hat dort seine gesamte Kindheit verbracht. Diese Wohnung hatte sehr große Bedeutung für mich. Erst gehörte sie zu einer Freundin meiner Eltern. Ich war vier Monate alt, als ich zum ersten Mal als Gast in diese Wohnung kam. Später haben wir die Wohnung für uns gekauft. Dieser Ort erinnerte mich an meine Mutter, die seit acht Jahren nicht mehr lebt. Zusammen mit ihr haben wir uns dieses gemütliche Nest eingerichtet, in dem ich meinen Sohn großgezogen habe. All das wurde jedoch von der russischen Armee zerstört. Am 14. Januar ist eine russische Rakete in unser Hauses eingeschlagen und hat zwei Aufgänge komplett zerstört. Ich war in diesem Moment bei einer OP, ich arbeite als Kinderanästhesistin, und mein Sohn wurde von seinem ehemaligen Trainer, der zufällig in der Nähe war, aus den Trümmern gezogen. Wo wohnen Sie jetzt?
Jetzt leben wir in einer Wohnung, die uns vorübergehend von den Eltern meiner kleinen Patienten zur Verfügung gestellt wurde. Es ist sehr schön hier, aber es ist nicht unser Zuhause. Eines Tages werden wir diesen Ort verlassen und nach etwas anderem suchen. Was ist Ihre größte persönliche Herausforderung seit der Invasion?
Der Mangel an Sicherheit. Du kannst dich nie völlig sicher fühlen. Wir leben immer im Stress, deswegen sind wir erfüllt von totaler Müdigkeit. Wir erschrecken bei jedem lauten Geräusch. Immer daran zu denken, dass jeden Moment eine Katastrophe passieren könnte, ist für mich und mein Kind ein enormer Stress.  Selbst im Ausland, wohin ich meinen Sohn manchmal mitnehme, um uns von Sirenen und Explosionen ein wenig auszuruhen, kann man nicht wirklich runterkommen. Selbst in einer friedlichen Umgebung, wo kein Krieg herrscht, erschaudert man bei jedem lauten Geräusch. Du begreifst, dass du in Sicherheit bist, aber innerlich ist alles auf den Kopf gestellt. Wir erstarren für einen Moment, sehen unseren Sohn an, verstehen, dass wir in Sicherheit sind, und atmen erst dann aus. Wir haben immer totale Angst. Ich habe auch Angst, dass einer meiner Bekannten sterben wird, wie damals, als eine russische Rakete unser Haus getroffen hat. Die russische Armee hat 46 Menschen getötet, die ich persönlich gekannt habe.  Unter ihnen waren Kinder – meine kleinen Patienten. Und meine Nachbarn, denen ich morgens Hallo gesagt habe, und am Nachmittag waren sie tot. Manche gelten auch als vermisst, weil nach der Explosion nicht einmal mehr Körperteile übrig waren, um sie zu identifizieren. Haben Sie am 24. Februar 2022 geglaubt, dass sich die Ukraine verteidigen könnte?
Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass sich die Ukraine so wehren könnte! Ich hatte Angst. Angst, dass sie die ganze Ukraine erobern würden. Nicht, weil ich nicht an unser Militär glaubte, aber ich dachte, die russischen Truppen würden alles vernichten. Glauben Sie heute, dass die Ukraine sich verteidigen kann?
Die Konfrontation, die wir alle erlebt haben, bestärkt unsere Zuversicht, dass die Ukraine endgültig bestehen und einen Wendepunkt in der Weltgeschichte herbeiführen wird. Glauben Sie, dass die Ukraine den Krieg gewinnt? Und wird auch die Krym zurückerobert werden?
Es besteht kein Zweifel daran! Aber zu welchem Preis, das ist die Frage. Auch zur Krym werden wir zurückkehren! Es gibt jedoch offene Fragen zur Krym-Bevölkerung. Sie haben die Ukraine entehrt und es würde mir schwerfallen, dorthin zu fahren. Ich möchte nicht in der Nähe dieser Leute sein.

In Deutschland sagen manche, dass die Ukraine kapitulieren soll, um weiteres Leid zu verhindern. Was halten Sie von dieser Idee?
Das ist eine Idee der Versklavung. Wofür haben die Menschen all die Jahre ihr Leben gegeben? Aufgeben wofür? Um uns töten zu lassen? Sie zerstören unsere Kultur, Geschichte und Sprache. Wir müssen unsere Freiheit, unser Territorium, unser Volk für eine bessere Zukunft verteidigen. Aufgeben heißt sterben. Haben Sie das Gefühl, dass Sie sich seit der Invasion persönlich verändert haben? Und wenn ja, wie? Was ist Ihr größter Wunsch?
Meine Prioritäten haben sich geändert. Ich schätze das Leben mehr, die Menschen, die Zeit, die wir zusammen verbringen. Materielle Dinge spielen keine Rolle. Nur eines ist wichtig – das Leben hier und jetzt. Und mein Wunsch ist unser schnellstmöglicher Sieg mit der geringsten Menge an Blut. Und ich möchte wirklich Sicherheit und Glück für mein Kind, damit es solche Schrecken nicht noch einmal erlebt. Was würden Sie heute machen, wenn die Invasion nicht stattgefunden hätte?
Ich würde in meinem Bett schlafen, in meiner Wohnung. Ich würde auch im Krankenhaus arbeiten. Ich würde mein Kind genauso erziehen. Aber wir hätten mehr Glück, mehr Freiheit, mehr Glücksmomente.  Seit Beginn des umfassenden Krieges haben wir mit unserem Sohn nicht viel unternommen: Wir sind nicht in die Karpaten gefahren, wir waren nicht am Meer, wir haben nicht viele Freunde getroffen, die derzeit unter der Besatzung leben, wir haben den Zoo in Charkiw nicht besucht, wir waren nicht in den Salzminen von Bachmut. Was haben Sie vor der Invasion beruflich gemacht?
Ich bin Kinderanästhesistin. Ich mache das, was ich am besten kann – meine kleinen Patienten behandeln. Und was machen Sie jetzt?
Meine Arbeit hat sich seit dem Beginn der Invasion nicht verändert. Ich arbeite auf dieselbe Weise, aber ich spende einen Teil meines Gehalts an die ukrainische Armee, um den Sieg zu beschleunigen. Werden Sie den russischen Truppen jemals vergeben können?
Nein, das glaube ich nicht. Sie bringen nur den Tod und zerstören alles, was sie berühren. Den Russen vergeben, nachdem sie versucht haben, mein Kind zu töten? Es ist, als würde man einem Wahnsinnigen vergeben, der versucht hat, dich oder dein Kind umzubringen.  Wie kann man einem Mörder vergeben? Nein, niemals! Wenn wir schon die Lektionen der Geschichte nicht gelernt und vergessen haben, was sie früher in unserem Land getan haben, so müssen wir zumindest jetzt aus unseren Fehlern lernen. Den Russen zu vergeben, bedeutet, wieder einen Pakt mit dem Tod zu schließen. Soll die Ukraine mit Russland verhandeln?
Soll die Ukraine also mit Terroristen und Mördern verhandeln? Und wozu wird es führen? Zu einer weiteren Invasion? Wir müssen aus eigenen Fehlern lernen. Daher: Natürlich nicht! Es ist, als würde man mit einem Wahnsinnigen verhandeln.  Man weiß, dass er ein Mörder ist, lädt ihn zu sich nach Hause ein und versucht zu vereinbaren, dass er einen niemals töten oder vergewaltigen wird. Es ist unmöglich, mit einem psychisch kranken Mörder zu verhandeln. Man kann ihn nur so weit wie möglich von sich fernhalten. Haben Sie Angst vor einem Atomangriff?
Ja. Ich habe vor vielen Dingen Angst. Ich habe keine Panik, aber doch Angst. Genauso wie ich Angst vor einem Raketenangriff habe, weil man nicht weiß, was einen erwartet. Ich weiß nicht, was in den Köpfen dieser Unmenschen vorgeht, in deren Händen sich diese Waffe befindet. Sie sind unkontrollierbar.  Aber ein Atomangriff ist eine Gefahr für die ganze Welt. Daran sollten sich alle erinnern, besonders diejenigen, die uns zum Aufgeben raten. Wir müssen den Feind aus unserem Land vertreiben und ihn entwaffnen – nur so können wir uns und die Welt schützen. UKRAINISCH:"Росія вбила 46 людей, яких я особисто знала"
Nadja Jaroschenko hat ihr Haus durch ein Raketenangriff verloren und kennt 46 Menschen, die durch den Krieg in der Ukraine heute tot sind. Wir fragen Sie, ob sie jemals verzeihen wird. Ihre Antwort ist eindeutig. Де ви жили, коли розпочалося повномасштабне вторгнення?
У мене була власна квартира у Дніпрі, у якій я прожила 15 років. Там минуло все дитинство мого 12-річного сина. Ця домівка мала велике значення для мене. Вона належала подрузі моїх батьків. Мені було чотири місяці, коли я вперше потрапила у гості в цю квартиру. Потім ми придбали у них житло. Це місце нагадувало мені про мою маму, якої немає вже вісім років. Ми разом з нею облаштовували це затишне гніздечко, де я ростила свого сина. Однак все це знищили росіяни. 14 січня 2022 року в наш будинок влучила російська ракета, зруйнувавши два під’їзди. Я тоді була на операції, я працюю дитячою лікаркою-анестезіологинею, а мого сина з-під завалів діставав його колишній тренер, який випадково опинився поруч.  Де ви живете зараз?
Наше житло не підлягає відновленню: зруйновано стіни, сходи, вікна. А над нашою квартирою взагалі немає кількох поверхів. Усе, що було всередині, побите уламками та забруднене бетонним пилом, у кіптяві після пожежі. Зараза ми живемо у квартирі, яку нам тимчасово надали батьки моїх маленьких пацієнтів. Тут дуже добре, але це не наше житло. Колись нам доведеться покинути це місце та шукати інший варіант. Яка ваша найбільша особиста проблема після вторгнення?
Відсутність безпеки. Ти ніколи не можеш відчувати себе повністю захищеними. Ми постійно живемо в стресі, через який у нас тотальна втома. Здригаємося від кожного гучного звуку. Саме усвідомлення того, що будь-якої хвилини може трапитися лихо – це колосальний стрес як для мене, так і для моєї дитини. Абстрагуватися не вдається навіть за кордоном, куди я інколи воджу сина, щоб він трішки відпочив від сирен та вибухів. Але навіть у мирному середовищі, коли навколо немає війни, ти все одно здригаєшся від кожного гучного звуку. Мозком розумієш, що ти в безпеці, але всередині все перевертається. На мить ми завмираємо, переглядаємося із сином, розуміємо, що в безпеці, і лише тоді видихаємо. Ми завжди в тотальному страху. Також я боюсь, що загине хтось з моїх знайомих, як це сталося коли в наш будинок прилетіла російська ракета. Росія вбила 46 людей, яких я особисто знала. Серед них були і дітки – мої маленькі пацієнти. І мої сусіди, з якими я вранці привіталася, а вдень їх вже не стало. Є й ті, хто вважаються безвісти зниклими, бо після вибуху не залишилося навіть фрагментів тіл, щоб можна було їх ідентифікувати.  Чи вірили ви 24 лютого 2022 року, що Україна зможе себе захистити?
Я навіть не уявляла, що Україна зможе себе так відстояти! Був страх. Я боялася, що захоплять всю Україну. Не те, що я не вірю в нашу країну та наших військових, але я думала, що російські війська – це така сарана, яка змітає все на своєму шляху. Чи вірите ви сьогодні, що Україна зможе себе захистити?
Протистояння, яке ми всі побачили, вселяє віру в те, що Україна обов’язково вистоїть і створить переломний момент у всесвітній історії. Ви вірите, що Україна виграє війну? А також поверне Крим?
У цьому немає жодних сумнівів! Але якою ціною та болем – важко уявити. І Крим ми повернемо. Однак до його жителів, які знецінили Україну, є великі питання. Враховуючи це, мені складно буде туди їздити. Я не хочу бути поруч із цими людьми.  У Німеччині дехто каже, що Україна повинна здатися, щоб запобігти подальших страждань. Що ви скажете на цю ідею?
Це – ідея поневолення. За що тоді люди віддавали своє життя впродовж багатьох років? Здатися задля чого? Щоб нас вбили? Знищили нашу культуру, історію, мову? Ми маємо відстояти свою свободу, свої території, свій народ задля кращого майбутнього. А здатися – означає вмерти.  Чи вважаєте ви, що ви особисто змінилися після вторгнення? І якщо так, то як? Яке ваше найбільше бажання?
Змінилося ставлення до життя, пріоритети. Більше ціную життя, людей, час, який ми проводимо разом. Матеріальне не має значення. Важливо лише одне – життя тут і зараз. А моє бажання – найшвидша наша перемога, найменшою кров’ю. І я дуже хочу безпеки та щастя своїй дитині, щоб він не зазнав більше такого горя.  Що б ви робили сьогодні, якби не відбулося вторгнення?
Я б спала у своєму ліжку, в своїй квартирі. Я б так само працювала у лікарнях. Я б так само виховували дитину. Але б у нас було б більше щастя, більше свободи, більше захопливих моментів радості. З початку повномасштабної війни ми дуже багато чого не зробили разом із сином: не сходили у Карпатські гори, не поїхали на наше море, не побачилися з багатьма друзями, які зараз в окупації, не відвідали зоопарк у Харкові, не спустилися у сольові шахти в Бахмуті.  Чим ви займалися на роботі до вторгнення?
Я дитяча лікарка-анестезіологиня. Я роблю те, що я вмію найкраще – лікую своїх маленьких пацієнтів.  Чим ви займаєтесь зараз?
Моя робота з початком повномасштабної війни жодним чином не змінилася. Я працюю так само, однак частину своєї зарплати я обов’язково віддаю на потреби української армії, щоб пришвидшити перемогу. Чи вірите ви, що колись зможете пробачити російську армію?
Ні, не вірю. Вони несуть лише смерть та руйнують все, чого торкаються. Пробачити росіян після того, як вони намагалися вбити мою дитину? Це все одно, що пробачити маніяка, який намагався вбити тебе чи твою дитину. Як можна пробачити вбивцю? Ні, ніколи в житті! Якщо ми погано засвоїли уроки історії, і забули те, що вони творили на наших землях раніше, то зараз ми вчимося на своїх помилках. Пробачити росіян – означає знову укласти угоду зі смертю.  Чи варто Україні домовлятися з Росією?
Тобто чи варто Україні вести перемовини з терористами і вбивцями? І до чого це призведе? До ще одного вторгнення? Треба вчитися на своїх помилках. Тому, звісно, що ні! Це все одно, що домовлятися з маніяком. Знаючи, що це вбивця, запросити його до себе додому, і намагатися домовитися, що він тебе ніколи не вб’є і не згвалтує. З психічно хворим вбивцею домовитися неможливо. Лише максимально віддалити його від себе. Ви боїтеся ядерної атаки? 
Так. Я багато чого боюсь. Паніки немає, але страх – так. Так само, як я боялася ракетної атаки, бо ти не знаєш, чого очікувати. Я не знаю, що в голові у тих нелюдів, в руках яких ця зброя. Вони неконтрольовані. Але ядерна атака – небезпека для всього світу. Про це варто пам’ятати кожному, а особливо тим, хто радить нам здатися. Ми повинні вибити ворога з наших земель та обеззброїти його – це єдиний спосіб захистити себе та світ.